Die Musealisierung des Impressionismus in Berlin und Paris : Tschudis Erwerbungen vor dem Hintergrund der Schenkung Caillebottes

Ralph GLEIS
Es scheint uns heute selbstverständlich, dass wir in fast jedem Museum moderner westlicher Kunst auf eine Bestand an Impressionisten stoßen. Diese Kunstströmung zählt zu den bekanntesten und am besten beforschten überhaupt. Die Durchsetzung der neuen Bewegung ging wesentlich von den acht Gruppenausstellungen der Impressionisten zwischen 1874 und 1886 aus. Die Popularisierung erfolgte parallel über Mäzen und Sammler, die sich der avantgardistischen Kunst verschrieben hatten, vor allem in
more » ... Sphären. Doch bevor sich der Impressionismus auch im Museumskontext etablieren konnte, neigte sich das Jahrhundert bereits dem Ende entgegen. Die folgenden Ausführ ungen beschreiben die Wege, in denen der Schritt der künstlerischen Bewegung zu einer museal sanktionier ten und anerkannten Kunstrichtung vollzogen wurde. Die Nationalgalerie in Berlin beherbergt eine der fr ühesten musealen Sammlungen zum Impressionismus in Deutschland. Initiiert und im Wesentlichen zusammengetragen von Direktor Hugo von Tschudi in seiner Amtszeit zwischen 1896 und 1908. Damit liegen die Anfänge zeitlich parallel zur Musealisierung des Impressionismus in Paris durch die Annahme des Vermächtnisses von Gustave Caillebotte. Dieser hatte mit seiner visionären Schenkung erheblichen Anteil daran, dass die neue künstlerische Bewegung Eingang in öffentliche Sammlungen und die offizielle Kunstgeschichtsschreibung fand. Die Debatte um die Annahme seiner Schenkung zeigt, dass Caillebotte seiner Zeit hinsichtlich der Bewertung des Impressionismus weit voraus war. Eine
doi:10.34382/00013523 fatcat:sjfyw3cekfa2hdy6uyelw5dvte