Ueber Haemothorax und Zwerchfellverwachsungen bei penetrierenden Brustverletzungen
Siegfried Kaminer, Hermann Zondek
1915
Deutsche Medizinische Wochenschrift
der ärztlichen Erfahrungen ini Balkankriege mußte die Ansicht über die schlechte Prognose quoad vitam der penetrierenden Brustverletzungen sehr geändert wcrdeii. Dic Beobachtungen ini jetzigen Kriege, die bisher in so reichem Maße veröffentlicht wurden, scheinen geeignet, die Prognose in eine absolut günstige umzuwandeln. Dabei darf natürlich nicht übersehen werden, daß die allerschwersten Brustschüsse durch starke innerliche Zerreißuiigcn sofort auf dein Sclilachtfelde zum Tode führteii. Peber
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... Zahl dieser Verletzungen ist man natiirlich nur auf Vermutungen angewiesen. Dies hindert aber nicht, die Ansicht zur Norm zu erheben, daß die größte Anzahl der Brustschiisse, deren ähnliche im Jahre 1870/71 vielfach zum Tode geführt hatten, heute glatt und ohne Infektion zur Ausheilung kommen. Wir verfügen über 130 Fälle von Brustschüssen; sie sind zum kleineren Teile direkt vorn Schlachtfelde in unsere kunische Beobachtung gekommen, zinn größeren wurden sie nus zur Nachun tersuehung überwiesen, nachdem die objektiven Symptome der BrListverletzung bis auf die Vernarbung der Ein-Ausschu (löffriungen vollständig geschwunden und nur noch subjektive Beschwerden in mehr oder minder großem Maße bestanden. Charakteristisch für die von uns klinisch beobaclitetcit Fälle war der bis auf zwei Fälle immer klinisch nachweisbare iiielui oder minder große Häniothiorax und das vö]lige Fehlen von Fieber, solange der Bluterguß rein blieb. Auch iii dcii Fällen, wo ein Pneumo -Häinothorax bestand, war Fieber nicht vorhanden. Dic Größe war, wie gesagt, recht verschieden. Bei den allermeisten war der Bluterguß nur einige cm hoch, bei vielen reichte er bis zum Angulus scapulae und wenig darübr hinaus; bei eineni uns iiberwiesencn Patienten fanden wir sogar einen vollständigen Hämothornx Von der Spion scapulae abwärts bis zur Lungenbasis. Nur in drei Fällcii haben wir Anzeichen pou Riinuthorax iiicht eutdecketi und auch aus der Auiamiiese nicht mit Sicherheit eiitiielinien könncii. daß ciii solcher vorgelegen hatte. Trotzdem zweifelii wir nicht, daß ein, wenn auch sehr kleiner, Ergu(3 bestanden hatte und zu sehr schneller Resorption gekommen war; deiiii dali ein Lungendurchschuß oder Lungensteckschuß ohne irgetidweic hen, wenii auch nianchinal minimalen, Blutergu ti i n die Pleura einlmrgelit, ist nicht wahrscheinlich. Wenn auch die Hauptblutimg, die mit der Lungcnvcrletzung verbunden ist, sich in den Bronchus entleert, so wird doch immerhin etwas Blut durch die infolge des Geschosses verursachte Ril3stelle in die PIeuta fließen und sich wahi'sclieinlich zwischen den Blättern der Pleura diaphragmatica und ini Pleurasimus dec Schwere entsprechend ansainniehi. i)ie von uns diagnostizierten Blutansanimnlurigen sind bis auf einen ohne l'unktion wir liatteui uns fast regelmäßig durch Pro bestich von dci Beschaffenheit der Flüssigkcitsatusnmmlumig überzeugt -zui Resorption gekommen. Nur bei dem oben erwähnten Falle von vollständigeni Hämothorax einer Lungenhälfte sind wir iiiit der konservativeii Behandlung nicht zum Erfolge gelangt. Aber auch nicht mit der gewöhnlichen Punktion und auch nicht mit der Punktion mittels Gallenpunktionsnadel. Schon nach dem Ablassen von kleinen Mengen
doi:10.1055/s-0029-1192078
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