Politische Theorie und die "Mentalität" der Bettelorden

Jürgen Miethke, Vorträge Und Forschungen
2014
Seit etwa einem Vierteljahrhundert spricht man auch in der deutschen Geschichtswissenschaft immer wieder von »Mentalität« oder »Mentalitäten« J) . In der Mediävistik und in der Geschichte der Frühmoderne hat dieses Wort derzeit geradezu Hochkonjunktur. Daß nach dem deutschen Historikertag 2 ) nun auch der Konstanzer Arbeitskreis sich diesem Trend nicht entzieht, besiegelt gleichsam den Erfolg dieser Bewegung: ist »Mentalität« also ein Modebegriff? Dafür, daß das so ist, spricht seine
more » ... Unscharfe, die vage Unbestimmtheit seiner Konturen. Fast jeder noch, der sich bisher ausführlicher über Mentalität und Mentalitäten als Gegenstand historischer Arbeit programmatisch oder deskriptiv geäußert hat, hat den Mangel an Präzision beklagt, der einen wissenschaftlichen Gebrauch ernstlich behindert. Belege dafür ließen sich leicht häufen. Exemplarisch möchte ich nur auf einen einzigen bezeichnenden Fall hinweisen: als 1973 in Rom das 90jährige Jubiläum des Istituto Storico Italiano per il Medio Evo durch einen internationalen Kongreß feierlich begangen wurde 3 ), versammelte man sich zu einer »Tavola rotonda«, einem Podiumsgespräch über Fragen einer »Storia della mentalitä e della cultura« 4) . Fast alle Teilnehmer klagten nach Auskunft der Kongreßakten damals über *) Unveränderte Fassung des Vortrags. Die Anmerkungen wurden knapp gehalten, um den Charakter des Essays zu wahren.
doi:10.11588/vuf.1987.0.16996 fatcat:o4fo3c4sfzfvtgs6pvgk3nyk3e