8. Die Stifterinnentätigkeit der Kaiserin Sophia : Impuls für die Gleichberechtigung mit dem Kaiser ?
Judith Radlegger
2012
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
A usgehend von der Aussage im "Oxford Dictionary of Byzantium" unter dem Schlagwort "women", die Rolle der Frau habe in Krisenzeiten an Bedeutung gewonnen , 1 legte ich zunächst mein Hauptaugenmerk auf die Veränderung der Stellung der Frau in einer krisengeschüttelten Zeit. Da das byzantinische Reich in seinem tausendjährigen Bestehen mehrfach mit Krisenzeiten konfrontiert wurde , war es mein Anliegen , eine Kaiserin exemplarisch herauszugreifen und deren Positionierung und Bedeutung innerhalb
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... er Gesellschaft zu analysieren. 2 Die Hochblüte des byzantinischen Reiches unter Justinian und Theodora im sechsten Jahrhundert lassen das Wirken und Schaffen ihrer Nachfolger -Justin und Sophia -in der Fachliteratur in den Hintergrund treten. Während die Vita der Kaiserin Theodora in größtem Ausmaß ausgereizt wurde , scheint Sophia im Schatten ihrer "berühmten" Tante unterzugehen. 3 Averil Cameron stellt dies kritisch fest , wenn sie sagt : "She had been one of the most colourful of empresses and far outstripped in real power the more notorious career of her short lived aunt Theodora." 4 Kaiserin Sophia stellt in der Emanzipationsgeschichte der byzantinischen Kaiserinnen gewiss einen Höhepunkt dar. Die Gleichstellung Justins II. und Sophias auf Münzen , die Benennung von Palästen nach Sophia oder die Errichtung von Statuen der Kaiserin und ihrer Familie , sind nur einige Indizien für die Macht , welche die Kaiserin innehatte. Während man in der bisherigen Fachliteratur davon ausgegangen ist , die Gleichstellung der Kaiserin mit dem Kaiser sei lediglich auf die Persönlichkeit Sophias zurückzuführen , führte ich vor dem Hintergrund der krisengeschüttelten Zeit , mit welcher die Kaiserin konfrontiert war , meine Forschungen weiter und konkretisierte sie auf den Einfluss von Stiftungen auf die Positionierung der Kaiserin. Stiftungen legen Zeugnis über die gesellschaftliche Stellung des Stifters respektive der Stifterin ab , können aber auch Impuls für deren gesellschaftliche Aufwertung sein. Der Beginn meiner Auseinandersetzung mit Kaiserin Sophia fand im Rahmen des Seminars "Female Founders I", welches Prof. Lioba Theis , Prof. Margaret Mullett und Dr. Michael Grünbart im Wintersemester 2007 / 2008 am Institut für Kunstgeschichte in Wien geleitet hatten , statt und wurde durch die Möglichkeit , meine Forschungsergebnisse im Rahmen des Kolloquiums "Female Founders in Byzantium and Beyond" zu präsentieren , vertieft.
doi:10.7767/wjk-2012-0112
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