Claude Bernard und die Medizin des 19. Jahrhunderts

Nikolaus Mani
1965 Gesnerus  
1. Einleitung Claude Bernard lebte von 1813 bis 1878. Er gehört zu den größten Pbysiologen aller Zeiten und wurde zum Wegbereiter der modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin. Sein Name drang über die Fachwissensehaft hinaus. -Henri Bergson pries ihn als Descartes des 19. Jahrhunderts. Emile Zola, aufs tiefste beeindruckt von der experimentellen Methode Bernards, rief nach dem Roman der naturalistischen Beschreibung, dem «roman d'expérimentation et d'observation». Bernards Werk
more » ... ctiore à Z'étude de Zu médecine expérimentale wurde zur philosophischen Lektüre französischer Gymnasiasten. Die kompetenteste Untersuchung der physiologischen Leistung und des geistesgeschichtlichen Hintergrundes von Claude Bernard verdanken wir den amerikanischen Gelehrten Olmsted und Virtanen. 2. Biographie Claude Bernard wurde in Saint-Julien en Beaujolais als Sohn eines Weinbauern geboren. Er wuchs auf dem väterlichen Gute auf und nahm beim Dorfgeistlichen Lateinunterricht. Dann besuchte er die Kollegien von Villefranche und Thoissy. 1832 zog er nach Vaise, einer Vorstadt von Lyon, wo er als Apothekergehilfe sein Brot verdiente. Bernard war vom glühenden Wunsche beseelt, als Dichter berühmt zu werden. 1834 reiste der hagere, verschlossene Jüngling nach Paris und unterbreitete das Manuskript seines historischen Dramas Mrt/iur de Bretagne dem Professor für Poesie Saint Marc Girardin. Der Literaturgewaltige an der Sorbonne riet ab. «Ergreifen Sie einen Brotberuf», so riet er. «Da Sie aus der Pharmazie herkommen, ist die Medizin eben das Rechte für Sie.» Bernard befolgte den Rat. 1838 wurde er Interne am Krankenhaus Hôtel-Dieu. Sein Chef war der Medizinprofessor und Physiologe François Magendie. Magendie bemerkte bald, wie geschickt sein Assistent sezierte, und machte Bernard zu seinem «pré-* Öffentliche Habilitationsvorlesung, gehalten in der Alten
doi:10.1163/22977953-0220102002 fatcat:tl7arzt7szd7lmqoezcosacofa