Modelle für Gartenfiguren von Ferdinand Dietz
Walter Fries
2017
Der Bildhauer Ferdinand Diet3') (T708-T777) roächst, je mehr Don seinen Werken bekannt roird, allmahlich zu der überragenden Oestalt innerhalb der unterfränkischen Bildhauerei des Rokoko empor. 5eine Zeitgenossen beroahren, Derglichen mit ihm, meist etroas Herkömmliches, Akademisches. Er schlägt ihre Arbeiten durch das Unerroartete, Geniale. Seine Stärke ist sein geradezu unbändiges Temperament, mit dem er alles erfüllt, roas er anpackt. Vor allem befähigt es ihn, die mit dem Zeitgeschmack
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... nnbar Derbundenen Gruppen-und Massenprobleme zu beroältigen, Dor die er immer roieder gestellt rourde. Alle seine Arbeiten roerden Don einem Denken in großen Verhältnissen beherrscht, Don einem raschen, sicheren Disponieren über grofre Räume hinroeg. Das Zusammenbinden Don Figuren zu Gruppen, Don Gruppen zu architektonischen Einheiten, ein Charakteristikum des Rokoko überhaupt, ist in besonderem Maße ein Kennzeichen für ihn. Aus diesem führenden Motio läßt sich alles ableiten. der aufeergeroöhnliche Beroegungsüberschroang seiner Figuren, die Leidenschaftlichkeit der Geroandroürfe, der geistreiche Vortrag der Einzelerfindung. Von hier aus roird auch erst seine Arbeitsroeise Derständlich. Als Spitje einer ausgedehnten Dielköpfigen Werkstatt, deren er zur Ausführung 5einer riesenhaften Aufträge bedurfte, roar seine Tätigkeit oor allem die Erfindung, der Entrourf. Erst in zroeiter Linie und Dielleicht nicht so häufig, als bisher angenommen rourde, mag er selbst Hand an den Meisel gelegt haben, sei es Derbessernd und fördernd oder sei es, um durch Werke ganz Don seiner Hand Akzente und Glanzpunkte auf die zyklischen Reihen zu Derteilen. Eine solche Arbeitsroeise erklärt, roarum der Skizze, dem Entrourf, dem Modell eine geradezu grundlegende Bedeutung im Werk des Meisters zugebilligt roerden mu^. Seine Holzmodelle -Skizzen und Zeichnungen seiner Hand sind leider, roie es scheint, nicht erhalten oder bisher nicht als solche erkannt -stellen recht eigentlich den Moment dar, in roelchem der Gedanke seiner phantasie entsprang, Dor der oft Don unkünstlerischen MotiDen geleiteten Kritik der fürstbischöflichen Auftraggeber und Dor der abschroächenden Bearbeitung seiner handroerklichen Gehilfen, denen er die Ausführung in Sandstein anDerlrauen mußte. -Nun roar das Germanische Museum in der glücklichen Lage, in letjler Zeit eine ganze Reihe Don eigenhändigen Holzmodellen Don Ferdinand Diej3 teils zu erroerben, teils durch die Bereitroilligkeit einiger Nürnberger Sammler als Leihgaben zu erhalten, sodafe dieser roichtigste fränkische Bildhauer des Rokoko nunmehr in unseren Sammlungen eine roürdige Vertretung gefunden hat. Unsere Modelle haben alle Bezug auf die Arbeiten des Meisfers in den Schlojjgärten zu Seehof bei Bamberg und zu Veitshöchheim bei Würzburg. a. Seehof. Ferdinand Diet$ rourde am 4. Dezember T748 zum fürslbischöflichen Hofbildhauer ernannt. In diesem Jahre -unter Johann Philipp Anton Frh. Don Frankenstein -begann er für Schloß Seehof zu arbeiten. Von 75 bei ihm bestellten Statuen und Oruppen roaren am 26. September T749 64 fertiggestellt2). Die Arbeiten dieses Jahres und der folgenden dienten dem Schmuck des Orangerieplatyes (24 "Nationen"), des Oartentheaters (T5 Statuen) und der Bogenallee (die 4 Jahreszeiten). Unter Franz Konrad Graf Don Stadion (T755-T757) sind die Arbeiten dort liegen geblieben. Die{3 roar zroischen T754 und T760 mit ausroärtigen Arbeiten beschäftigt. Erst unter Adam Friedrich Graf Don Seinsheim (T757-T779) rourden neue Arbeiten mit ihm Derakkordiert: die Ausschmückung des Bassins urid der Galerie an der Hauptstiege, die Figuren auf dem Schie^plat^ und auf dem " neuen Parterre"3). Diese Abmachung datiert Dom 50. Januar T764. Letjte Arbeiten, anscheinend geringfügiger Natur, rourden T77T und T775 (Grottenroerk) mit Dietj oereinbart. -Die Figuren der ersten phase (ab T748) sind bis auf geringe Spuren oerloren4). Die Werke der zroeiten phase (oon T764 an) gipfeln in den Arbeiten für das "neue parterre". Hier slanden, roahrscheinlich als Wangen der kleinen Mitteltreppe, die zroei übermütigen Sphingen, die schon früher auf dem Umroeg über einen Nürnberger Prroatgarten ins Germanische Museum gelangt sindfi). Ferner roaren für dieses "neue Parterre", roahrscheinlich für dessen Brüslung, 20 große Statuen Don über 2 m Höhe geschaffen, roelche leider in einer uns überlieferten Designatio des F. Diej3°) nicht genauer bezeichnet sind, die aber Dermutlich als Hauptgruppe statuarische Darstellungen der T2 Monate enthielten7). Auch diese Monatsfiguren sind bis auf zroei Derschollen. Von den erhaltenen steht die eine noch im Park zu 5eehof ' s), eine roeibliche Figur, durch ein Füllhorn mit Früchten als "September" charaklerisiert. Die andere, den "Juli" darstellend, kam Dor kurzer Zeit in die Sammlungen des Germanischen Museums9) (Abb. 44). Wenn es überhaupt Sandsteinfiguren gibt, die in allen roichtigen Teilen die eigene Hand des Künstlers Derraten, so gehört dieser "Juli" dazu10). Es ist beinahe unmöglich, Beobachtungen, roie die eben ausgesprochene, zu beroeisen. Ja, in den schroierigen Föllen, roo es sich um Scheidung Don Meisterhand und Gesellenarbeit handelt, kann sogar der urkundliche Beroeis Dersagen, denn roöre z. B. unsere Figur auch mit "Ferdinand Die{5" signiert, so roöre trotjdem der Fall denkbar, daß sich damit nur die Werkstatt, die Firma genannt hötte. Es gibt hier nur den einen Weg, auf Grund umfassender Kenntnis des ganzen Malerials die Abb. 46. Der Monat januar. Holzmodell zu einer Derschollenen Oartenfigur aus Seehof. Um T748. Oermanisches National-Museum. Abb. 48. Der Monat Dezember. Holzmodell zu einer Derschollenen Cartenfigur aus Seehof. Um T748. Germanisches National-Museum.
doi:10.11588/azgnm.1924.0.35764
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