Das Wiener Konzerthaus 1930-1945
Philipp Stein
2013
unpublished
Die Wiener Konzerthausgesellschaft war von Anfang an eine deutschnationale Vereinigung. Das fand Ausdruck in der Satzung der Gesellschaft und in der Beschriftung der Fassade mit dem Zitat aus Wagners Meistersinger: "Ehret eure Deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister." Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft die politischen Zeitenwechsel zwischen 1930 und 1945 ohne große Mühen überstand. Mit dem Aufkommen eines wirklichen österreichischen Nationalbewusstseins in der Ära
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... Schirach konnte auch die Konzerthausgesellschaft anfangen sich auf ihre Österreichischen (im Gegensatz zu den vorher gesehenen Deutschen) Wurzeln zu besinnen. Es ist auffällig, wie stark das Deutsche Reich Einfluss auf die Programmgestaltung der Wiener Konzerthausgesellschaft bereits vor 1938 nehmen konnte. Es ist beachtenswert, dass die Konzerthausgesellschaft schon vor 1938 für die Konzerte ihrer Abonnementreihen zahlreiche explizit nationalsozialistische Künstler verpflichtete. So hielt die Gesellschaft trotz zahlreicher Schwierigkeiten mit den Österreichischen Behörden daran fest Leopold Reichwein, den bekennenden Nationalsozialisten, als Dirigent ihrer eigenen Konzerte einzusetzen. Diese Konzerte entwickelten sich deshalb zu wahren Versammlungsorten der verbotenen österreichischen NSDAP. Nicht ganz zufällig fand die Uraufführung der Drei Melodramen im Geiste Adolf Hitlers von Reichwein im Großen Saal des Wiener Konzerthauses statt. Schlussendlich fiel die Gesellschaft in Berlin positiv auf und wurde als eine mögliche Partnerin bei einem allfälligen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wahrgenommen. Programmatisch brauchte sich im betrachteten Zeitraum nicht sehr viel zu ändern. Programme, die den Bürgern der Monarchie, der ersten Republik und Ständestaat gefielen, waren den Nationalsozialisten kein Dorn im Auge. Allerdings standen bei der Programmgestaltung wirtschaftliche Überlegungen oft im Vordergrund, so dass kostenintensive Eigenveranstaltungen mit geringen Einnahmemöglichkeiten durch besser verkaufbare, b [...]
doi:10.25365/thesis.29710
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