Zivilisation der Armut : gibt es Wohlstand ohne Wachstum?
[article]
Thomas Fornet-Ponse, Universitaet Tuebingen
2022
Zivilisation der Armut Gibt es Wohlstand ohne Wachstum? Angesichts der Auswirkungen der Finanzkrise, des Klimawandels und der nach wie vor eklatanten Unterschiede zwischen "reichen« und "armen" Ländern dürfte weitgehend Konsens darüber bestehen, daß eine Umgestaltung der Weltwirtschaft unumgänglich ist, wenn das Ziel der globalen Gerechtigkeit nicht völlig aus den Augen verloren werden soll. Weniger Konsens besteht indes in der Radikalität der notwendigen Maßnahmen, da der Großteil der
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... e weiterhin am Ideal des Wirtschaftswachstums festhält und dieses unter anderem mit Effizienzsteigerungen erreichen will. Als Beispiele können hier nicht nur die verschiedenen Konjunkturprogramme dienen, die Wirtschaftswachstum über Konsumanregung erreichen wollten, sondern auch Vorschläge zur nachhaltigen Entwicklung'. Bei solchen Effizienzstrategien der Nachhaltigkeit-so wichtig und richtig ein effizienterer Umgang mit Ressourcen ist -wird indes der Ressourcenverbrauch nur relativ gemessen geringer, aber nicht notwendigerweise absolut 1 • Zudem bleiben die für die Industrie so wichtigen materiellen Ressourcen wie Öl, Kohle, Erze usw. auch bei einer noch so großen Effizienzsteigerung begrenzt. Angesichts dessen werden Suffizienzstrategien vorgeschlagen, nach denen nur unbedingt erforderliche Ressourcen verbraucht werden sollen. Solche Strategien zielen auf einen bewußten Konsum-und Lebensstil und darauf, auf Wirtschaftsprozesse ohne gesellschaftlichen Mehrwert (wie verschiedene Finanzmarktaktivitäten) zu verzichten\ Sie setzen besonders angesichts der schon 1972 vom "Club of R.ome" herausgestellten Grenzen des Wachstums radikaler an als die Effizienzstrategien und bemühen sich darum, eine nicht ausschließlich auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft zu propagieren 4 • Dazu gehören beispielsweise der schon in den 70er Jahren von Hcnnan Daly gemachte Vorschlag einer "Steady-State-Economy"5, der darauf aufbauende Versuch Tim Jacksons, eine ökologische Makroökonomie zu entwickeln 6 oder das Plädoyer Niko Paechs für eine Postwachstumsökonomie 7 • Ihnen allen ist wichtig, den Industrieländern nicht reinen Verzicht zu predigen, sondern vor altem auf Nachhaltigkeit und langfristigen Wohlstand aller abzuheben und dabei auch die Möglichkeiten eines Gewinns an Lebensqualität hervorzuheben. Angestrebt ist eine Umgestaltung der Wirtschaft und des Lebensstils sowie des Bewußtseins der industrialisierten 542 8/2011 -www.stimmen-dcr•z,;it.de
doi:10.15496/publikation-75729
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