Otto Unverdorben, der Anilinentdecker
Hermann Schelenz
1921
Angewandte Chemie
A. W. H o f m a n n gedenkt, genau und gerecht wie stets, in den nur wenig benutzten vortrefflichen "Reports of the juries" der Weltausstellung 1862 in London (von denen ein Abdruck mit der Widmung "Herrn Professor R u n g e hochachtungsvoll" in meinem Besitz ist) des "Chemikers" U n v e r d o r b e n , der 1826 unter den Zersetzungsprodukten des Indigos das Anilin gefunden hat. Kaum wird seiner sonstwo gedacht. Ich nannte ihn, weil ich ihn (wie Runge) fur einen Pharmazeuten hielt, in meiner
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... schichte der Pharmazie" und gab mir seitdem Miihe, aufzuspiiren, was iiber ihn noch bekannt ist, um ihrn zu geben, was sein ist. Es ist nicht eben viel. In D a h m e bei Potsdam wurde O t t o I J n v e r d o r b e n am 13. Oktober 1806 geboren. Der Vater J o h a n n G o t t l i e b betrieb ein Materialiengeschaft und wurde infolge seiner vielen dadurch bedingten Beziehungen zu der mit ihm zu gutem Teil im Tauschgeschaftarbeitenden Kundschaft deren Bankhalter. Nach des Vaters Tode betrieb die Mutter E l i s a b e t h , geborene S t u c k , das jedenfalls sehr eintragliche Geschaft allein weiter, erzog den aufgeweckten Knaben sorgfaltig und lie5 ihn allein unterrichten. Sie schickte den Sohn, der kaum dem Knabenalter entwachsen gewesen sein konnte, 1820 (er war 14 Jahre alt!) nach Dresden oder Leipzig, wo er aber kaum das Gymnasium bis zum Ende besucht hat, ja wohl gar nicht besuchen wollte. Der junge U n v e r d o r b e n wird vermutlich ins "Ausland" Sachsen gegangen sein, um auf dem Wege zur chemischen Ausbildung, nachdem er wohl bei des Ortschronisten, Apothekers J a c o b Vorganger manrherlei Belehrung gesucht und gefunden hatte, die Klippe der in der Heimat, gelegentlich wenigstens, gefor-
doi:10.1002/ange.19210340703
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