Ueber Harnstoffbestimmung in Blut und Harn
H. Citron
1919
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Der Harnstoffgelialt de Blutes bildet einen der wichtigsten Indi.iatoren der Niereninsiïffizienz und ist nach dieser Richtung hin dem Reststickstoff iahezu gleichwertig. Da die Harnstoffbestimmung im Blut technisch viêl bequemer auszuführen ist als die Reststickstoffbestimmung, hat sie diese aus vielen klinischen Laboratorien fast völlig verdrängt. Die Zahl der der Harnstoffbestimmung dienenden Apparate ist ungemein groß ; im allgemeinen ein Beweis dafür, daß keiner von ihnen allen
more »
... genügt. Das ihnen allen zugrundeliegende Prinzip ist die Zersetzung des Hamstoffs durch unterbromigsaures Natron in Kohlensäure, Wasser und Stickstoff; Kohlensäure und Wasser werden von der Natrohlauge absorbiert, der Stickstoff wird volumetrisch gemessen und auf Harnstoff umgerechnet. Das älteste, H u f n e r sche, Ureometer ist sehr unbequem zu handhaben, da es die Finger mit der stark ätzenden Bromlauge in Berührung bringt. Manche der im Handel und speziell in England und Frankreich stark in Gebrauch befindlichen Apparate sind ganz ungenau; bei mehreren findet Zersetzung des Harnstoffs und Auffangung des Stickstoffs in demselben Gefäß statt, wobei unvermeidlich ein Teil des entwickelten Stickstoff s entweicht, ohne gemessen zu werden. Als sehr brauchbar werden bezeichnet J o Il e s' Azotometert), L u n g e s Nitrorneter3); die Apparate von Gerrard4), Dupré) und Ambard-H a ill o n. Speziell über den letzteren Apparat liegen sehr günstige Ergebnisse aus dem Umberschen6) Laboratorium mit mehr als 1500 Analysen vor. Einen Fehler, der allen diesen Apparaten anhaftet, sehe ich darin, daß sie aus verschiedenen Teilen bestehen, die durch Gummi zusammengehalten werden. Aehnliche Bedenken äußert S a h ii 7) über die Zuverlässigkeit von Quetschhähnen, Gummischläuchen und ähnlichen. Gummi wird durch Bromlauge stark angegriffen und ist in guter Qualitat kaum noch zu haben,. Ich möchte es daher als Vorteil eines von mir gleich zu beschreibenden Apparates ansehen, daß er aus einem einheitlichen Glaskirper ohne irgendwelche Verbindungen besteht und durch Glasschliff luftdicht verschlossen ist. Die Handhabung ist denkbar einfach; die Resultate, wie ich mich durch hunderte von Analysen überzeugt habe, scharf und genau. Ich habe den Appa,rat zum Unterschied von den zahlreichen Ureometern, Azotometern, Nitrometern usw. A rn i d om e t e r genannt (nach der Amidogruppe des Harnsto1fs die den freiwerdenden Stickstoff liefert) und lasse eine Beschreibung folgen: Eine 30 cm lange Glasröhre von 30 cern Fassungsraum ragt mit ihrem oberen verjüngten Ende 4 cm weit in einen Erlenmeyerkolben von 270 cern Inhalt hinein, in dessen Boden sie eingeschmolzen ist. Nach unten läuft die Rohre in einen Glashahn mit feiner Spitze aus. Der Kolben ist durch einen eingeschliffenen Glasstopfen verschließbar. Zur Aufnahme der Brornlauge dient ein Zylinder aus leichtem Glase von 5 cern Inhalt und solchem Durchmesser, daß er gerade durch den Kolbenhals hindurchgeht. Der Zylinder ist mit einigen paraffinierten Schrotkörnern beschwert und hat am oberen Rande zwei Löcher, durch die ein feiner Drahtbügel gezogen ist. 20 cern Venenblut werden ') Ref. s. Zbl. f. Chir. 1919 Nr. 15 S. 275. 2) Bei S p a e t h, Untersuchung des Harns. -)1. e. -') Bei S a h li, Klinische Untersuchungsmethoden. -) Ibidem. e) Zbl. f. kim. M. 1917 Nr. 3S. Daselbst auch weitere Literatur über Bluthrnstofibestimmung, -') 1. e. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1137749
fatcat:3eaonsst4zhvvdmjx5zitv22cm