"Fernab vom Getriebe der Stadt". Die Grablege der Großherzöge Badens
Annegret Kalvelage, Denkmalpflege In Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt Der Landesdenkmalpflege
2014
Die meisten Karlsruher entdecken die Grabkapelle während eines Spazierganges, wenn sie vom Schloss kommend einer der Alleen folgen, die sich in den Hardtwald erstrecken. Die Lerchenallee findet ihren Abschluss geradewegs am Fuße der Grabkapelle. Friedlich und abgelegen steht der monumentale neogotische Bau inmitten hoher Bäume. Obwohl hier seit der Zerstörung der Weinbrennerschen Stadtkirche (Grablege ab 1830) am Ende des 2. Weltkrieges alle Angehörigen des badischen Hauses ihre letzte Ruhe
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... nden haben, führt die Grabkapelle eher einen Dornröschenschlaf. Nur wenige Interessierte finden sich in den Sommermonaten ein, wenn es möglich ist, die Grabkapelle zu besichtigen und in die Gruft hinabzusteigen. Wer diese Gelegenheit jedoch nutzt, wird in Zukunft um einige Eindrücke reicher sein. Als der Großherzog Friedrich I. am 25. Mai 1888 eine Einladung zur Teilnahme an einer engeren Konkurrenz für ein Mausoleum an namhafte Architekten verschickt, sehen seine Pläne nach dem frühen Tod seines jüngsten Sohnes Ludwig Wilhelm nur eine bescheidene frühgotische oder romanische Grabkapelle für die engste Familie vor. Die im Generallandesarchiv und Stadtarchiv Karlsruhe erhaltenen Entwürfe von Josef Durm, Adolf Williard und Franz Baer zeigen einen sehr unterschiedlichen Umgang mit diesen Vorgaben. Josef Durm schlägt einen gekuppelten Zentralbau, der die Größe eines Domes erreicht, vor. Adolf Williard entwirft einen kleineren in neoromanischer Formensprache. Der Erzbischöfliche Baudirektor Franz Baer aus Freiburg trifft mit seinem Entwurf die Vorstellungen des Großherzogs. Seine Pläne sehen eine bescheidene frühgotische Kapelle mit Krypta und einfachem Dachreiter vor. Da er durch zahlreiche Neubauprojekte und Restaurierungsmaßnahmen, u. a. am Freiburger und Konstanzer Münster, seine Fachkenntnisse und seinen originalgetreuen Umgang mit Kunst-und Detailformen unter Beweis gestellt hat, scheint er der Geeignete für dieses Projekt zu sein. Doch eine Erkrankung zwingt ihn im Juni 1890, kurz nach der Grundsteinlegung, die Arbeit niederzulegen. Eine für das heutige Aussehen der Grabkapelle entscheidende Situation, da noch kein Gesamtplan vorliegt, nach dem sich der Nachfolger hätte rich-
doi:10.11588/nbdpfbw.2003.3.12381
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