Pagane Bildung im christlichen Byzanz: Basileios von Kaisareia, Michael Psellos und Theodoros Metochites [chapter]

Karin Metzler
2021 Theatron  
Wie stellte sich Byzanz zum ererbten griechisch-heidnischen Bildungsgut der klassischen Antike? 1 Exemplarisch für dieses große Thema möchte ich -nach einer Einführung in die Problemstellung -drei Autoren aus früh-, mittel-und spätbyzantinischer Zeit vorstellen. Als sich das Christentum durchsetzte, stand es in Spannung zur umgebenden paganen Kultur: Zwar fand es auch deshalb Anhänger, weil das Neue Testament allgemeinverständlich war, doch für Gebildete musste diese Schrift eher peinlich sein,
more » ... weil sie den literarischen Maßstäben nicht entsprach, die man an ein ernst zu nehmendes Werk stellte. 2 Die griechische Übersetzung des Alten Testaments wiederum mutete Gebildeten archaische Mythen wie etwa den Schöpfungsbericht zu. Wer das Christentum angreifen wollte, etwa Kaiser Julian, verfehlte denn auch nicht, solche Peinlichkeiten herauszustreichen. 3 Für den christlichen Intellektuellen gab es zwei Wege der Verteidigung: Er konnte entweder sagen: "Ja, unser Testament ist kein Werk der hohen Literatur, und das ist gerade das Gute daran", oder aber: "Wer das sagt, hat die Bibel nicht verstanden. Jeder Satz, jedes Wort ist voll des tiefsten Sinns, man muss ihn nur zutage fördern." Er konnte also entweder den Vorwurf akzeptieren, aber zur Auszeichnung erklären -oder den Gegenbeweis antreten. In der erhaltenen patristi-____________ 1 Es handelt sich um die überarbeitete Fassung des Vortrags, den die Verfasserin am 14. 1. 2004 zu ihrer Habilitation im Fach Byzantinistik an der Freien Universität Berlin gehalten hat. 2 Zu den Schwierigkeiten gebildeter Christen mit dem biblischen Stil E.
doi:10.1515/9783110923865-016 fatcat:xxbrk56ubvejthl6pr5aeessfi