Die Bakterienflora des DÜnndarms und des Coecums bei Erwachsenen unter Normalen und Pathologischen Verhältnissen
Victor Reis
1922
Klinische Wochenschrift
950 Experimente abstrahiert. Die Uteri yon mit Euglobulin sensibilisierten Meerschweinchen reagierten nicht oder nur auf hohe Konzentrationen von Albumin. Umgekehrt erzeugte Album!n starke Hypersensibilitit gegen Albumin, aber keine oder nur geringe gegen Euglobulin. Pseudoglobulin wies zwar ouch eine Sonderspezifit/it auf; gab aber mit Euglobulin und Albumin im gekreuzten Versuch Verwandtschaftsreaktionen. Selbstverst/indlich waren alle mit einer der drei genannten Fraktionen sensibilisierten
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... iere gegen Vollserum anaphylaktisch, da dieses ja immer auch die homologe Fraktion enthh~lt. Wetter hoben DALE und HARTLEY her vor, dab die Uberempfindlichkeit gegen Euglobulin rascher manifest wird Ms die gegen Albumin, speziell wenn man die Meerschweinchen mit Vollserum pr/ipariert. Diese Befunde vermochten wir 1) in quantitativ-titrierenden Reihenversuchen am subcutan sensibilisierten und intra-ven6s reinjicierten Meerschweinchen zu best~Ltigen und dahin zu erweitern, dab sogar noch Unterteilungen der Albuminfraktion gewisse Differenzen der Spezifit/it und der biologischen Aktivitit erkennen lassen. Die geringere Intensitgt der Antigen-. funktion des Albumins ist in mehrfacher Hinsicht nachweisbar und meBbar: i. die immunisatorische Reizschwelle (Dosis sensibilisans minima)liegt ffir Albumin h6her als ffir EugIobulin ; 2. die minimale Inkubation, d.h., das Minimum der Latenzzeit, welches sich ffir die optimale Pr/iparierungsdosis jedes Proteins ermitteln ls ist beim Albumin lgnger als beim EUglobulin und 3. dos erreichbare Maximum der Uberempfindlichkeit (gemessen durch die kleinste bet intraven6ser Reinjektion t6dliche Antigenmenge) ist ffir Albumin kleiner als for Euglobuiin. Das Serumalbumin stellt sonach einen der .in der Natur vorkommenden Antigentypen von reduzierter Wirlcungsstdirlce dar, die sich gewissermaBen als Zwischenglieder zwischen die hochwertigen Antige~e (Euglobuline) und die racemisierten Proteine interpolieren, bei denen man kfinstlich die Antigenfnnktion aufgehoben oder in einen reversiblen tatenten Zustand versetzt hat (CARL TEN ]3ROEK, LANDSTEINER und seine Mitarbeiter). Es scheint dabei Yon prinzipieller Bedeutung zu sein, dab die Sukzessive Reduktion der Wirkungsst/irke der EiweiBfraktionen ill der Aussalzungsreihe (Euglobulin, Pseudoglobulin, Albmnine) mit Spezifi-t~its/inderungen einhergeht. Im allgemeinen gelangt ja die Ansicht immer mehr zur Herrschaft, dab die ehemische Struktur Tr/iger tier Spezifit/it ist; die Arbeiten von OBER-MAYER und PICK, WELLS und OSBORNE, LANDSTEINER, DAKIN nnd DUDLEY, DAKIN und DALE, die Erfahrungen fiber die Arznei-Idiosynkrasien liefern eine kaum fibersehbare Ffille v0n Belegen fiir die Existenz und das Dominieren der Chemospezifit~it, w/~hrend rein physikalisch bedingte Spezifit/iten zwar vielfach noeh als denkbar betrachtet werden, aber durch kein einziges sicheres Beispiel beglaubigt sind. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dab auch zwischen den isolierbaren EiweiBfraktionen eines 131utserums nicht nur physikalische, sondern strukturchemische Unterschlede bestehen, die allerdings sehr geringffigig sein k6nnen und das Vorhandensein intermedi~rer Ubergangsstnfen nicht ausschlieBen. Eine Seruminjektion ist sonach nicht yon einem, sondern yon mehreren Immunitgtsprozessen gefolgt, sie ist eine Konkurrenzimmunisierung mit mehreren Antigenen. Spritzt man Vollserum ein, so gestaltet sich jedoch die Zerlegung des anschlieBenden Immunisierungsvorganges in seine Koinpo= nenten relativ schwierig. Um die Verh/iltnisse durchsichtiger zu gestalten, gingen wirZ) so vor, dab wit Meerschweinchen nicht )nit dem ganzen EiweiBspektrum des Vollserums, sondern:mit einem Gelnisch aus den Endfraktionen der Ammon-sulfatf~tllungsreihe (Euglobulin und das bet 66--IOO ~o Ammonsulfat flockende Albumin) sensibilisierten. War das Gemisch aus gleichen Teilen Euglobulin .lind Albumin zu-'sammengesetzt, so reagierten die Tiere gegen jedes der beiden Antigene genau so wie die blot3 mit einem Protein vorbehandelten Kontro!len; dagegen/~nderten sich die Resultate ganz fiberraschend, wenn man die optimale Pr~parierungsdosis eines Proteins mit dem ioofachen Multiplum des anderen ~) Ausfiihrlieh in der Zeitschr. 5. Hyg. u. Infektionskrankh. 2) Ausfiihr!i~h ig der Biochem. Zeitschr. KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. I. JAHRGANG. Nr. 19 6. MAI 1922 kombinierte. Befand sich dos Albumin im Ubergewicht, so vermochte es die optimale Globu!indosis in keiner Weise zu beeinflussen; ein Globulini~berschufl dagegen unterdri~ckte die Antigen]unktion einer sonst optimalen Albuminmenge vhllig, die Alburninanaphylaxie kam innerhalb der Beobachtungsdauer fiberhaupt nicht zur Entwicklung. Dieses Ergebnis ist wohl nur unter der Voranssetzung verstgndlich, dab Euglobulin und Albumin aus Pferdeserum zwei differente Stoffe sind, deren Effekte sich nieht summieren, sondern entweder parallel nebeneinander im immunisierten Organismus ablaufen oder nnter gewissea Bedingungen sogar ein zweifellos antagonistisches Verhalten zeigen; der tie]grei]ende Unterschied zwisehen Euglobin und Albumin. wird damit au] einem neuen Wege und weft exalcter bewiesen als dutch die blo[3e Ermittelung yon Spezi]itiitsdiJJerenzen. Weiter ergibt sich aus den geschilderten Experimenten der Begri]/ der hochwertigen (Euglobuline) und minderwertigen (Albumin-) Antigene: die Wertigkeit (Intensitgt der Antigenfunktion) kann durch den Nachweis der einseitigen Pr~'valenz im gekreuzten Konkurrenzversueh mit HiKe einer bisher zu diesem Zwecke nicht angewendeten Methodik gemessen werden, einer Methodik, die nicht nut ein restloses Erfassen der Vollserumwirkung (Anaphylaxie, Serumkrankheit) ermhglieht, sondern in weiterer Folge Aufsehliisse fiber das Wesen des Immunisierungsreizes verspricht und engere Beziehungen zur Physiologie der Ern/ihrung (Verm6gen der Zellen~ unter konkurrierend an gebotenen Stoffen zu w/~hlen) gewinnen dtirtte.
doi:10.1007/bf01712474
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