Die Diphtherie, mit Jod- und Brom-Kalium behandelt
W. Zimmermann
1887
Deutsche Medizinische Wochenschrift
in Darmstadt. Die statistischen Erhebungen der letzten Jahre zeigen uns leider zur Genüge, dass das Mortalitätsverhältniss der an Diphtherie Erkrankten immer noch ein höchst ungünstiges und geeignet ist, unser Vertrauen zu der heutigen Therapie dieser furchtbaren Krankheit zu erschüttern. Da ich während meines Aufenthaltes ') Natúrlich auch mit Naphthalinresten u. s. w. 2) Im Handel mögen gegenwärtig 25 sein. 3) Ber. X, 528 (1877). Uebrigens werden auch in Wasser lösliche Farbstoffe von
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... hen Substanzen, namentlich Eiweissstoffen (resp. Kleber), so fest fixirt, dass sie durch Kochen mit Wasser aus diesen schwer oder gar nicht entfern bar sind. Ein unreines "Buttergelb" könnte z. B. Anilin-und Dimethylanilinvergiftung hervorrufen. Ich werde demnächst an einem anderen Orte ausfiihrlichere Mittheilungen liber die Erkennung von Dinitrokressol, Martiusgelb, Pikrinsure, Buttergelb (Dimethylanilinazobenzol) und Luteïn (wahres Eiergelb) machen. Heute möchte ich nur anführen, dass eine ätherisehe Lösung von Luteïn durch salpetrige Säure sofort entfärbt wird, wthrend die oben genannten Farbstoffe durch das gleiche Reagens nicht verändert werden. -Weitere Versuche über die Wirkung der Azofarbstoffe auf den thierischen Organismus befinden sich in Vorbereitung. in Frankreich Gelegenheit hatte, dieselbe in einer der grössten und gefährlichsten Epidemieen, welche in diesem Jahrhundert geherrscht haben, zu beobachten und zu behandeln und die von mir instituirte Behandlungsweise ungew(ihnlich giinstige Resultate geliefert hat, so sehe ich mich veranlasst, diese Methode auch meinen deutschen Collegen zur weiteren Priifung vorzulegen 1). Mit Ausnahme der Cholera hat zu unserer Zeit keine Krankheit in Frankreich solche Verheerungen angerichtet wie die Diphtherie. Fast sämmtliche Departements wurden von dieser schrecklichen Seuche heimgesucht; auch das Departement du Nord blieb nicht verschont, kein Theil aber, das kann mit Sicherheit behauptet werden , wurde so schwer betroffen wie das Arrondissement de Valenciennes. In den meisten Gemeinden desselben zeigte sich die Krankheit in ihrer ganzen unwiderstehlichen Macht, Tücke und Bösartigkeit ; sie erschien in allen ihren zahlreichen, wandelbaren Gestalten, mit den seltsarnsten Complicationen, und obgleich sie, wie gewöhnlich, vorzugsweise das Kiiidesalter und die ärmeren Volksklassen ergriff, blieb doch kein Lebensalter und kein Stand von ihr verschont. Während der Epidemie, die, mit kürzern oder längern Unterbrechungen, vom Januar 1855 bis September 1858 dauerte, zeigte sich die Diphtheritis auf der ganzen Oberfläche des Tractus mucosus gastro-pulmonalis, vom Munde bis zum After, und von den Nasenöffnungen bis zu den Bronchien. Bei den 184 von mir behandelten ') Den Entwickelungsgang der Epidemie, die Geschichte, Aetiologie, Diagnose und Behandlungsweise der von mir beobachteten Krankheit habe ich zur Zeit in einer Denkschrift: ""L'angine couenneuse et le Croup, memoire sur les affections diphthritiques -Paris 1860" ausführlich dargelegt. 972 Die Normaldose der Solution beträgt 250 g (1/4 Liter) für S Stunden. Wird diese Portion zweckmässig vertheilt, so nimmt der Kranke stündlich 32 g (2 Esslöffel voll). Diese Gabe wird ohne Unterbrechung fortgereicht, bis das Medicament seine physiologischen Wirkungen, insbesondere auf die Nasen-, Rachen-, Mund-und Athmungsschleimhaut, sowie auf die Speicheidrüsen hervorbringt, seine Hauptwirkung besteht bekanntlich in der Vermehrung der Secretion dieser Organe. ist dieser erste Zweck erreicht, so handelt es sich darum, diese Effecte, sei es durch Steigerung oder Herabsetzung der Gabe, in mässigem Grade zu unterhalten, bis die letzter Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.
doi:10.1055/s-0029-1198048
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