Berichte - Dokumentation - Chronik
Henk Kouwenhoven, Wilfried Schwedler, Michael Albus, Willy Bünter
1974
Communicatio Socialis
Am 15. Dezember 1972 wurde in einem teuren Restaurant in 's-Hertogenbosch dem "Katholiek Nederlands Persbureau" ( = KNP, dem Katholischen Niederländischen Pressebüro) billig und leichthin ein Ende gesetzt. Es war nicht zu retten, weil zwei der 14 Aktionäre -die um die zwanziger Jahre aus der katholischen Arbeiterbewegung hervorgegangene Tageszeitung auf Landesebene "De Volkskrant" (Amsterdam) und die große Westbrabanter Tageszeitung "De Stern" (Sitz in Breda) -aus dem Geschäft ausstiegen und
more »
... Boot verließen. "De Volkskrant" machte bereits seit einigen Jahren kein Hehl daraus, daß ihr Anteil an den Betriebskosten von KNP für gründliche Nachrichtenarbeit eigener Journalisten besser eingesetzt werden könnte. "De Stern" zweifelte an der weiteren Lebensfähigkeit einer Nachrichtenagentur auf konfessioneller Grundlage und fand, daß man KNP nicht weiterbetreiben dürfe, wenn man dem KNP-Personal keine Existenzsicherheit geben könne. Der Abzug dieser beiden Presseorgane riß ins Budget von KNP ein Loch von 20 000 Gulden jährlich. Dieses Defizit -noch keine 1 430 Gulden pro Kopfschien für die 14 Partner nicht überbrückbar. Freilich muß man zugeben, daß die niederländische Tagespresse 1972 wirtschaftlich sehr schlecht abgeschnitten hatte. Ist es also die "Wurzel allen Übels", die KNP den Todesstreich versetzt hat? Das kann nicht so unbedingt behauptet werden. An jenem verhängnisvollen 15. Dezember lag nämlich ein Hilfsangebot einer privaten Arbeitsgruppe vor, die anfänglich nach ihrem Sprecher, dem energischen und zupackenden belgischen Dominikaner, Dr. Marcel Vanhengel, benannt wurde und später unter dem Namen "Promedia" auftreten sollte. "Promedia" bot von sich aus an, KNP unter die Arme zu greifen, indem es in vier Jahren insgesamt 400 000 Gulden in das Pressebüro einbringen wollte. Damit konnte also -bei gleichbleibenden Wirtschaftsverhältnissen -das Loch im KNP-Haushalt zwanzigmal gestopft werden. Dennoch kam man nicht zurande. Leider wurde über die Herkunft der vier Hunderttausender nicht hinreichend mit offenen Karten gespielt. Vor allem die Chefredakteure der 14 Tageszeitungen, die in 's-Hertogenbosch für die Weiterführung von KNP gestimmt hatten, waren nicht sicher, daß die Hilfe von "Promedia" so selbstlos sei, wie sie hingestellt wurde; sie fürchteten, daß die Geldgeber der KNP-Berichterstattung eine ideelle Hypothek anlasten würden, die sie als unabhängige Journalisten im Gewissen nicht dulden könnten . • Promedia" hat später rundheraus zugegeben, daß es die innere Allergie von Zeitungsleuten für fremde Finger im Geschäft unzulänglich erkannt und demzufolge zu wenig unternommen hat, um das Mißtrauen abzubauen. 229 2. Kurz vor Drucklegung wurde bekannt, daß "De Tijd" doch nicht die von Minister Uan Doorn gestellten Vorbedingungen erfüllen kann. Das bedeutet das Ende der Tageszeitung. Von September 1974 an erscheint "De Tijd" als Wochenblatt.
doi:10.5771/0010-3497-1974-3-229
fatcat:onqdoka44vd4td2oa4lffjx4tq