Über die Natur der Nebenvalenzen. Erste Mitteilung: Metallammoniak-Verbindungen
Fritz Ephraim
1912
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
Die A f f i n i t a t s k r a f t e , welcbe die Verkettung elektriech neutraler Molekiile zu Verbindungen biiberer Ordnung bewirken, welche also nicht dem F a r a d a y s c h e n Gesetz uoterliegen, siod bisher nicht systematisch gemessen worden. Es ist noch die Frage offen, ob diese Nebenvalenz-Krafte uberhaupt von denen der Hauptvaleozen prinzipiell verschieden sind, oder o b man sie nur als Brochteile zersplitterter Hauptvalenzen aufzufassen hat l ) . Alle Spekulationen iiber diese Dinge
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... d unniitz, so lange Zablenunterlagen feblen. Eine direkte Messung der Kraft, mit der sich Molekiile zu Molekular-Komplexen v e r b i n d e n , ist schwierig; leichter ist die Messung der Energie, die zuzufiihren ist , damit diese Molekular-Komplexe wieder z e r f a l l e n . Mao bedenke, daB der Zerfall von Krystallwasser-Verbindungen, Alkoholaten, Ammoniaknten usw. in die Einzelbestandteile von d r e i Faktoren abbiingig ist: Druck, Temperatur und cbemischer Affinitat. Beseitigt man nun den Druck als Variable, indem man ihn stets konstant nimmt, so bleibt d i e Z e r f a l l s t e m p e r a t u r als e i n z i g e F u n k t i o n d e r B i n d u n g s e n e r g i e u b r i g . Wir kiinnen uns vorstellen, daB unter gleichem Druck zwei KrHfte einander entgegenarbeiten: Die chemiscbe AffinitLt gibt den Molekulen die Tendenz, sich zu einein Komplex zu vereinigen, wiihrend die durch die Warmeschwingungen hervorgerufene lebendige &aft der Komponenten den Komplex wieder auseinanderzureifien etrebt. B e i m Z e r f a l l s p u n k t i s t a l s o d i e s e l e b e n d i g e K r a f t g e r a d e g l e i c b d e r c h e m i s c h e n A f f i n i t a t , denn bei diesem Punkte werdeo gerade so viele Molekiile auseinanderreiflen, a19 sicb durch die Affinitiitskraft wieder rerketten: es wird Gleicbgewicht eintreten. Voraussetzung ist nur, daB der ZerfallsprozeB reversibel ist, wie dies bei Hydraten und Ammoniakaten ja der Fall ist. Es m u 8 a l s o d i e T e m p e r a t u r d e s Z e r f a l l s e i n M a S s t a b f u r d i e E n e r g i e d e r N e b e n v a l e n z s e i n . Zuniichst ist es miiglich, durch Vergleich der Zerfallstemperaturen, z. B. von Ammoniakaten, die r e l a t i v e GroBe der Affinitat zu messen; scdann wird man auch durch thermodynamische Uberlegungen, besonders durch Anwendung des Theorems von N e r n s t , zii a b s o l u t e n Zahlen gelangen. 9 Vergl. z. B. H. K a u f m a n n , Die Valenzlehre. Stuttgart 1911. Ferd. Ich habe daher versucht, solche zu schaffen. -~ ____ Enke.
doi:10.1002/cber.191204501183
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