Weitere Mittheilungen über die mit dem Tuberkulin gewonnenen Erfahrungen

W. Dönitz
1891 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Schon einmal hat sich das Auge des Kaninchens als ein vorzügliches Untersuchungsobject erwiesen, als es sich darum handelte festzustellen, ob die Tuberculose eine übertragbare Krankheit sei oder nicht, und noch in Ihrer aller Erinnerung wird es sein, wie die Versuche Salomonson's, welche unter Cohnheim's Leitung ausgeführt wurden und welche darin bestanden, tuberculöses Gewebe in die vordere Augenkammer einzufähren, Cohnheim selber aus einem Gegner zu einem eifrigen Förderer der Lehre von der
more » ... steckungsfähigkeit der Tuberculose machten. So lag es gewiss nahe, auch die Wirksamkeit des Tuberkulin am Kaninchenauge zu prüfen. Man scheint sich aber von derartigen Untersuchungen durch die Erwägung haben ahschrecken zu lassen, dass meist kurze Zeit nach Auftreten der ersten Iristuberkel die Hornhaut so undurchsichtig wird, dass sich alle weiteren Vorgänge im Innern der Beobachtung entziehen. Die wenigen Forscher aber, welche der Frage nähergetreten sind, haben ungünstige Erfahrungen gemacht; unter ihnen namentlich Baumgarten, welcher nur ein einziges Auge retten konnte. Dieses aber war mit einer sogenannten abgeschwächten (Jultur inficirt worden, welche er von Tangl erhalten hatte. Das absprechende Urtheil Baumgarten's hinderte mich nicht an der Fortsetzung meiner auf den Wunsch des Herrn Geh. Rath Koch unternommenen Versuche, welche damals schon ein günstiges Resultat versprachen, und heute bin ich in der Lage, Ihnen so ausgezeichnete, mit dem Tuberkulin gewonnene Heilerfolge vorzulegen, wie man sie bisher nicht für möglich gehalten hat. Wenn man tuberculöses Gewebe in die vordere Kammer eines Kaninchenauges bringt, so bleibt das Auge reizios bis um die Mitte der dritten Woche. Dann meldet uns die Injection gewisser Gefässbezirke der Conjunctiva sclerae, dass im Innern entzündliche Vor-
doi:10.1055/s-0029-1206868 fatcat:cgxb6fooyjb5vc7gpv77rrszr4