Die unerträgliche Inkohärenz der Politik

2008 PrimaryCare  
Editorial Das ist die Geschichte vom Hausarzteiner vom Aussterben bedrohten Art. Arbeitsbedingungen verändern sich, Gesundheit ist ein Geschäft geworden und wird an Kosten gemessen, neue Generationen haben neue Erwartungen, das Image des Berufsbildes wird schlechter. Der brave Hausarzt, besorgt um sein Überleben, macht endlich mobil, um seine Nachfolge zu sichern und um effiziente, lokal verfügbare, kontinuierliche, qualitativ hochstehende Betreuung zu garantieren. Naiv betritt die öffentliche
more » ... ühne und landet einen grossen medialen und politischen Coup mit einer riesigen Petition und einer denkwürdigen Demonstration. Wer wagt, gewinnt, und Anfänger haben oft Glück. So erweckt unser weiterhin naiv gebliebener Hausarzt also Aufmerksamkeit und Interesse auf dem politischen Parkett und wird mit Versprechungen überschüttet. «Natürlich seid ihr wichtig, notwendig, ja mehr sogar: Ihr seid der Hauptpfeiler unseres Gesundheitssystems. Wir verstehen euch und ihr habt das Recht, bei Gesundheitsfragen mitzureden. Wir werden euch helfen, Hausarztinstitute zu gründen und die Praxisassistenz zu finanzieren, um eure Berufslaufbahn für die Jüngeren attraktiv zu machen. Und ...» Und dann, Stille. Plötzlich werden Worte doppelzüngig, und es wird verworren herumgeredet, wenn es um Arbeitsbedingungen geht. Die Notfallversorgung ist eine öffentliche Dienstleistung und soll besser entlöhnt werden -gewiss, aber faktisch gibt es hier noch viel Inkonsequenz. TARMED ist für Hausärzte ungerecht? Mag sein, aber das muss man mit den spezialärzlichen Kollegen regeln, denn dieses Verhandlungsfeld liegt nicht im Bereich der Politik.
doi:10.4414/pc-d.2008.08194 fatcat:utvvppdcz5ddtbqkvzve6tb73u