Die Schischak-Schoschenk-Gleichung [chapter]

Peter Van Der [Hrsg.] Veen, Uwe [Hrsg.] Zerbst
2016
256; 2.Chr. 12,29) mit Schoschenk I. ist seit Beginn der Ägyptologie anerkannt und stellt einen der wichtigsten Synchronismen zwischen ägyptischer und vorderasiatischer Geschichte dar. Umgekehrt ist die Ablehnung der Identifizierung Schischaks mit Schoschenk I. einer der Angelpunkte der "Neuen Chrono logie"; sie scheint mir aber in keiner Weise gerechtfertigt: a) Die lautliche Entsprechung ist perfekt. Der Name Schoschenk wird zeitgenössisch (und später) entweder 5>snq oder §Sq geschrieben, und
more » ... letzteres entspricht exakt dem hebräischem Schischak: Ägyptisches s wird generell durch hebräisches Schin/Sin wiedergegeben. 1 An sonsten ist kein anderer ägyptischer König be kannt, dessen Namen auch nur eine vage laut liche Ähnlichkeit mit Schischak hätte. 2 b) Schoschenk I. hat nachweislich einen Feld zug nach Israel und Juda unternommen. RöHL hat gegen die Gleichsetzung dieses Feldzugs mit dem des Schischak Einwände erhoben, 1 die auf den ersten Blick überzeugend erscheinen: Nach dem ägyptischem Zeugnis (der Städteli ste) hat sich diese Aktion in erster Linie gegen Israel und nicht gegen Juda gerichtet, während das Alte Testament nur von einem Zug gegen Juda und Jerusalem spricht. Zudem sei ein mi litärisches Vorgehen Schischaks gegen seinen Verbündeten Jeroboam gar nicht zu erwarten. Dennoch ist dieser scheinbare Widerspruch in keiner Weise geeignet, die Gleichsetzung bei der Ereignise zu erschüttern. Zwar geht aus den zeitgenössischen ägyptischen Angaben zum Feldzug, die offenkundig auch auf aktuel len Aufzeichnungen basieren, nicht etwa auf seit alters überlieferten Listen, 4 unzweifelhaft hervor, dass die unterworfenen Orte ganz über wiegend in Israel liegen und nicht in Juda. Umgekehrt ist aber dem Alten Testament kei neswegs zu entnehmen, dass sich der Feldzug vor allem gegen Juda gerichtet habe. Wie M. NOTH schon vor langem erkannt hatte, 5 dient die Notiz über den Feldzug des Schischak nur als Hintergrundinformation; über Sinn und Zweck des Feldzugs selbst sagt sie nichts aus. 6 Auch der vermeintliche Widerspruch, dass Schi schak seinen Verbündeten Jeroboam, der frü her in Ägypten Zuflucht gefunden hatte, nun angreift, ist kein zwingendes Argument. Wel chen Zweck Schischak mit seiner Aktion auch verfolgte, eine Machtdemonstration, einen Beu tezug oder sogar den Versuch einer dauerhaf ten Unterwerfung, er dürfte Jeroboam kaum als ebenbürtigen "Verbündeten" betrachtet ha ben. Wenn er ihm Zuflucht gewährt hatte, dann sicher aus der politischen Berechnung heraus, dass ein entzweiter und geschwächter Nachbar besser war als ein einiger und starker. Nach dem dieses Ziel erreicht war, dürfte er wohl kaum große Skrupel gegenüber seinem frühe ren Schützling gehabt haben. Möglicherweise hatte sich Jeroboam nach seiner Thronbestei gung ja auch nicht so verhalten, wie es Schischak erwartet hatte. Über ihr beiderseitiges Verhält nis ist nichts bekannt. c) In der etwas ausführlicheren Version von Schischaks Feldzug in 2.Chr. 12,29 wird die Zusammensetzung seines Heeres erwähnt, und an erster Stelle werden Lubim (= Rbw, "Liby er") und Sukkiyim (= Tk[tn]) genannt, beides Bezeichnungen für libysche Kontingente. 7 Eben dies ist bei einem libyschen König wie Scho schenk auch zu erwarten, bei einem Pharao des Neuen Reiches wäre es dagegen doch verwun derlich. d) Auch aus allgemeinen chronologischen Erwägungen heraus ist die Gleichsetzung Schi schaks mit Schoschenk I. durchaus passend und naheliegend: Aufgrund der ägyptisch vorderasiatischen Synchronismen des Neuen
doi:10.11588/propylaeumdok.00002917 fatcat:65oitmrohffmdjtuwend2mg5b4