Objekte ins Netz! [chapter]

2020 Objekte im Netz  
Wissenschaftliche Objektsammlungen 1 sind spannend, aber anstrengend. Wer Depots und Sammlungsräume an einer Universität oder in einem Museum besucht und Gespräche mit den jeweiligen Kustod*innen geführt hat, weiß das. Objekte sind fragil, zerbrechen, werden von Käfern befallen, sind giftig und gefährlich. Objekte verraten nichts über sich, oder nur sehr widerstrebend und unter einigem Aufwand. Ihr Unterhalt kostet gleichwohl Geld und Zeit. Manche sind begehrt, viele komplett vergessen, haben
more » ... er vielleicht noch Großes vor sich. Objekte haben mitunter eine fragwürdige Herkunft, ihre Geschichte ist aber längst nicht immer bekannt. Alle diese Facetten erfordern von jenen, die in und mit Sammlungen arbeiten, einen umfangreichen »Werkzeugkasten« an Kenntnissen, Kompetenzen und Erfahrungen. Der digitale Wandel hat die Lage noch komplizierter gemacht. Er bringt neue Sicht-und Nutzbarkeit für die Sammlungen, durch neue Wege bei Datenerzeugung, Datenmanagement, Repräsentation und neue Formen der Interaktion mit den Digitalisaten und Erschließungsdaten. Um allerdings die Chancen des Digitalen produktiv und erfolgreich nutzen zu können, ist eine breite Palette an größtenteils technischen Kenntnissen und Kompetenzen notwendig. Ein großer Teil der Aufgaben bei der Entwicklung und Nutzung digitaler Daten und Anwendungen wird sicherlich von spezialisierten Expert*innen übernommen. Aber irgendwo laufen die Fäden zusammen, irgendwo behält notwendigerweise ein*e Akteur*in den Überblick. Es ist zu vermuten, dass diese Person nahe an und mit Sammlungen arbeitet, für sie Verantwortung trägt und zugleich »digital kompetent« sein muss. Dieser Beitrag ist der Versuch eines Überblicks über die Entwicklungslinien der Digitalisierung wissenschaftlicher Sammlungen. 2 Als grundlegender Impuls dient der Titel dieses Tagungsbandes: Objekte im Netz. Diese drei Worte verweisen 1 Ob sich die Sammlungen an Universitäten oder Museen befinden, spielt für diesen Beitrag keine Rolle. 2 Er speist sich aus der Tätigkeit des Autors als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland, wo er seit 8 Jahren versucht, selbst den Überblick zu behalten und wissenschaftliche Sammlungen bei der
doi:10.14361/9783839455715-023 fatcat:lwjqletosza6zmmumh6xhpa35a