Comparing Cultures of Remembrance, c. 1790-1840
Eveline Bouwers
2012
unpublished
Geschichte in Mainz mit der Erforschung von Glaubens(verteidigungs)kämpfen im katholischen Europa zwischen der Revolution von 1848 und dem Ersten Weltkrieg betraut, ist sicherlich eine der interessantesten jungen Forscherinnen, die derzeit das 19. Jahrhundert aus vergleichend transnationaler Perspektive in den Blick nehmen. Die sprachversierte Niederländerin hat Geschichte, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und ihre Kompetenzen in einem Dissertationsprojekt am Europäischen
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... hulinstitut in Florenz zusammenfließen lassen, das einen neuen Blick auf die Geschichte von Macht und politischer Repräsentation im Europa des frühen 19. Jahrhunderts erlaubt. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung sind die »public pantheons«, jene öffentlichen Repräsentationsbauten des politischen Totenkultes, mit denen man in der europäischen Staatenwelt nach den Erschütterungen der Französischen Revolution den Leit und Ausnahmefiguren der jeweiligen »imagined community« ein Denkmal setzte. Die 1842 fertiggestellte Walhalla oberhalb der Donau bei Regensburg, für die der Bayernkönig und Napoleonfeind Ludwig I. seit 1807 Büsten von »großen Deutschen« herstellen ließ, um zur »Vermehrung deutschen Sinnes« beizutragen, ist sicherlich das in Deutschland bekannteste Beispiel. Doch das königlichbayerische Pantheon in nationalerzieherischer Absicht hatte etliche Vorläufer: Das parlamentarische Pantheon, wie es sich in Westminster Abbey und St. Paul Cathedral entwickelte, Napoleons imperiales Pantheon in Paris und die Sammlung der Büsten berühmter Italiener, die der Bildhauer Canova im römischen Pantheon mit päpstlicher Erlaubnis aufstellen ließ. Jeder der vier Ruhmeshallen hat Eveline Bouwers ein eigenes, mit zeitgenössischen Illustrationen versehenes Kapitel gewidmet. Hier werden die Entstehungs und Rezeptionsgeschichte der verschiedenen Bauwerke beleuchtet und das kunsthistorische Bildprogramm dieser erinnerungskulturellen Zeugnisse analysiert. Das ist gut geschrieben und spannend zu lesen, aber spannender noch ist, wie die Autorin ihr reichhaltiges Materials in der Zusammenschau interpretiert und dabei gängige Deutungsangebote in Frage stellt. Bei den Pantheonsprojekten handelte es sich nach Bouwers Auffassung nämlich keineswegs um steingeworbene Formen frühnationaler Absichten und Vorstellungen. Ihr Zweck war es danach eben nicht, als nationales Monument die Werte und Tugenden der im Werden begriffenen Nationen zu verkörpern. Vielmehr, so die These der von Heinz Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der CreativeCommonsLizenz NamensnennungKeine kommerzielle NutzungKeine Bearbeitung (CCBYNCND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/byncnd/4.0/
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