Gemeinschaft und Wahrheit als Aufgabe des Journalisten. Überlegungen nach der Pastoralinstruktion "Communio et Progressio"

Michael Albus
1983 Communicatio Socialis  
Vor zwanzig Jahren veröffentlichte das Zweite Vatikanische Konzil als eines der ersten Dokumente dieser Kirchenversammlung jenes über die sozialen Kommunikationsmittel, "Inter-Mirifica". "Unter den erstaunlichen Erfindungen der Technik, welche die menschliche Geisteskraft gerade in unserer Zeit mit Gottes Hilfe aus der Schöpfung entwickelt hat, richtet sich die besondere Aufmerksamkeit der Kirche auf jene, die sich unmittelbar an den Menschen selbst wenden und neue Wege erschlossen haben, um
more » ... hrichten jeder Art, Gedanken und Weisungen leicht mitzuteilen. Unter ihnen treten vor allem jene ,Mittel' hervor, die in ihrer Eigenart nicht nur den einzelnen Mens<hen, sondern die Masse und die ganze menschliche Gesellschaft erreichen und beeinflussen können: die Presse, der Film, der Rundfunk, das Fernsehen und andere gleicher Art. Man nennt sie darum zu Recht ,soziale Kommunikationsmittel'." Mit diesen Sätzen beginnt das Dekret "Inter mirifica" des Zweiten Vatikanischen Konzils über die sozialen Kommunikationsmittel. Bevor die Bischöfe aus aller Welt am 4. Dezember 1963 diesen Text mit 1 960 Ja-Stimmen, 164 Nein-Stimmen und 27 Enthaltungen im Petcrsdom verabschiedeten, hatte er eine bewegte und zum Teil auch recht widersprüchliche Diskussionsphase hinter sich. 1 Nach Ansicht kompetenter Kommentatoren zeigt die ganze Vorgeschichte des Dekrets, daß es als Lückenbüßer zwischen anderen, den Konzilsvätern wichtiger und bedeutungsvoller crsmeinenden Beratungen, behandelt wurde. 2 Es stellt sich als ein Kompromiß zwischen zwei ni<ht in Einklang zu bringenden Tendenzen dar: einmal der, mit diesem Gegenstand nicht zuviel Zeit zu verlieren, zum andern der, auf ein pastoral so wichtiges Thema nicht zu verzichten. Daß das Ergebnis eines solchen Kompromisses schließlich der pastoralen Bedeutung des Gegenstandes nicht entsprechen konnte und damals wie heute in Wirklichkeit niemanden befriedigte, ist nicht zu verwundern. Es sind nicht wenige unter den Fachleuten, die behaupten, daß der Charakter dieses Dekrets als vorkonziliar bezeichnet werden kann, und daß es dem Stande der in der Wissenschaft vor sich gegangenen Diskussion nicht entspricht. Diese nüchternen Feststellungen ändern jedoch nichts an der Tatsache, daß damit im Ansatz zumindest das Zeichen für eine veränderte Einstellung der Kirche gegenüber den Medien gegeben war. Der Prozeß, der dadurch ausgelöst wurde, und der durch die Veröffentlichung der Pastoralinstruktion "Communio et Progressio" im Jahre 1971 seine notwendige und konsequente Fortsetzung fand, ist im Grunde auch noch nicht abgeschlossen. Ja, wer sich ein wenig in diesem Feld auskennt, wird sagen, er steckt nach wie vor immer noch in den Anfängen. Zwar kann man etwa in der Kirche der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren durchaus von einer spürbaren Verbesserung des Verhältnisses zu den Medien insgesamt sprechen, was sich auch an Detailbeobachtungen und -feststellungen nachweisen läßt, aber als normal und ungestört kann man es noch immer nicht bezeichnen. Dazu sind die Vorbehalte, die aus Dr. Michael Albus ist Leiter der Redaktion "Kirche und Leben" (kath.) beim Zweiten Deutschen Fernsehen in Mainz.
doi:10.5771/0010-3497-1983-2-116 fatcat:cdcd5rml7faffit24tlekp4wmu