Zeitraum vom 13. Heumonath 1450 bis zum 9. Mai 1469 : Kriegsbegebenheiten vom Ende des alten Zürich bis zum Ursprung des burgundischen Krieges
1838
Es ist diese Fahrt mit der spätern nicht zu verwechseln, die am ZI. Brachmonath 1576 statt fand, deren Andenken neben einer gehaltvollen Beschreibung*) durch den (aus in Straßbürg empfangenen Geschenken verfertigten) kunstreichen Pokal erhalten wird; noch mehr aber durch den Fortbestand jener Bogenschützen-Gesellschaft, welche einst unserer Vaterstadt in Kriegszeit zum Schutze diente, im Frieden ihre Zierde war **). Wenn auch die Zeiten seiner Blüthe verschwunden sind, so gereicht dennoch die
more »
... haltung dieses und noch anderer auS dem Mittelalter herstammenden Institute auf der einen, so wie die eben fo kenntnißvolle als unermüdete Thätigkeit unserer hiesigen antiquarischen Gesellschaft auf der andern Seite um so mehr zum wahren Verdienste, als die industric-reiche Richtung unserer Zeit von den Werken früherer Jahriznnderte so wenig mehr übrig laßt, worons die Nachkommen den Sinn und Geist ihrer Vorfahren hätten erkennen können. Gerade da-*) Der warme Hirsbrei von Zürich auf dem Freischiessen zu Straßbnrg von dem sel. Hrn. Pfarrer Maurer t?S2. "') Wahrscheinlich steigt der Ursprung der hiesigen Bogenschützen-Gesellschaft weit über die Zeit jeuer ersten Fahrt nach Straßbnrg hiuauf; -indem überhaupt ähnliche Schützeuspiele damahls gewohnt, und mit solcher Sorgfalt augeordnet waren, daß sich daraus auf vieljährige Uebung schliesset, läßt. -So fand 145Z ein solches Bogeuschiessen zu Feldkirch, auf Kirchweih 1465 ein zweites in Zürich, nach Pfingsten 4467 ein drittes in München statt, zu welchem Lciildammaiin, Rath und alle Schießgesellen (Schützenmeister uud Armbrnstgesellen) von GlarnS eingeladen wurden, welche Einladungen (die in Tschudis Chronik wörtlich aufbewahrt sich befinden) infofern aller Beachtung werrh sind, als sie eine vollständige Beschreibung desjenigen enthalten, was auf jenen Schießübungen statt fand. -So bestanden die besten Gaben zu Zürich in Z Pferden, Z Ochsen in sich abstufender Werthuug, in eiueni silbernen Becher, einer silbernen Schale u. s. w. In München waren solche noch bedeutender, uud eine Art von Lotterie für jedermann damit verbunden; -in Zürich, fo wie in Straßburg, waren neben dem Schiessen »och Wettspiele im Springen und Stein» stoßen angeordnet. -Ueberhaupt ist die Bemühuug auffallend, allen solche Freudentage besuchenden Gäste", jedem in seiner Weise, Freude zu machen; nur die abgesagten Feinde uud Beschädigen der Eidsgenoffenschaft werde» von Zürich, die offenen Feinde, ihre Helfer und alle schädlichen Leute, denen der Herzogen von Baiern Laud und Stadt versagt ist, von München ausgeschlossen. -Das immer steigende Uebergcivicht der Zenergeivehre über die ältern Schußwaffen verminderte nach und »ach deu Werth, welcher auf die Kunstfertigkeit gelegt wurde, auf eine (verhältnißmäßig> große Entfernung ein sehr kleines Ziel mit dem Armbrust nicht zu verfehlen. -Deimoch wurde solche "och lange Zeit in hohe» Ehreu gehalten, was daraus hervorgeht, daß man »och gegen das Ende des l7ten und selbst im Anfang des >«te» Jahrhunderts auf de» hiesigen Besuch befreundeter Fürsten hin besondere Bogen» chicsse» veranstaltete. rum, weil jedes Zeitalter die ihm eigenthümliche Richtung für die beste halt, ist es wichtig, die noch unbefangenere Jugend darauf hinzuweifen, daß andere Zeiten, andere Richtungen befolgt haben. -Befolgt die Gegenwart vorzugsweise die Richtung des berechnenden Verstandes, so gehört jene Seit, wo Zürichs Söhne (als Sinnbild der schnellen Bundeshilfe in Kriegsnoth) in Einem Tage »ach Straßburg fuhren, desto mehr dem Gemüth an. Sehen wir auch durch den kühnen Unternehmungsgeist unserer Tage Ideale verwirklicht, die man früherhin für unausführbar gehalten, so würden dessen glänzende Resultate es nicht aufwiegen, wenn ste aus dem Leben der Familien und der Völkerdas Gemüthliche verdrängen, wenn ste über dem bloß materiellen Mechanismus das Ziel einer höhern Bestimmung verkennen sollten. Plappart-Krieg. Ernsthafter als desjenigen von Straßburg, war der Ausgang eines ähnlichen SchntzenspieleS, das im Herbstmonath 1^58 in Constanz abgehalten, zu welchem auch die Eidsgenossen eingeladen wurden. -Ehe solches zu Ende ging, wollte ein Luzerner um einige Berner-Plappart (eine damahls gangbare Münze, deren 29 einen Gulden, und 10« eine Mark ausmachten) mit einem Constanzer einen besondern Gesellenschuß (eine Art von Wette) thun, worauf der letztere erwiederte, er wollte nicht um die Kuhplappart schiessen;welche Spottrede von den in Constanz anwesenden Eidgenossen als eine Alle treffende Beschimpfung aufgenommen wurde, so daß sie nicht nur heimkehrten, sondern auch unverweilte Genugthuung sich zu verschaffen suchten.
doi:10.5169/seals-379041
fatcat:sk6b6x5f6vfulgmgpw7n7jgvv4