Schulabsentismus – seine Verbreitung und Ursachen

Michael Wagner
2012 Recht der Jugend und des Bildungswesens  
Während im angloamerikanischen Raum schon seit den 1970er und 1980er Jahren eine intensive empirische Forschung zum Schulabsentismus betrieben wird, ist dieses -sieht man von einer frühen Studie zum abweichenden Verhalten in der Schule ab, zu dem auch das Schulschwänzen gezählt wurde 1 -in Deutschland erst seit Beginn der 1990er Jahre der Fall 2 . Aus dieser Zeit stammt die sogenannte Schülerstudie '90 3 , in der die wichtigste Form des Schulabsentismus, nämlich das Schulschwänzen, zumindest
more » ... b erfasst wurde. Die Studie widmete sich der Situation von Jugendlichen im Ruhrgebiet und in der Region Halle-Leipzig kurz nach der Vereinigung. Schulschwänzer zeigen in der Regel nicht nur schlechte Schulleistungen 4 und gehören relativ häufi g zu den Klassenwiederholern 5 , sondern sie verlassen auch oft die Schule ohne Abschluss 6 . Ferner neigen sie dazu, sich auch in anderer Weise abweichend oder dissozial zu verhalten. Beispielsweise kommt bei ihnen der Drogenkonsum häufi ger vor und sie begehen häufi ger strafbare Handlungen (z. B. Diebstahl) als Schüler, die regelmäßig die Schule besuchen 7 . Über die längerfristigen Folgen des Schulschwänzens wissen wir allerdings wenig. Zunächst kann man an den aus der Delinquenzforschung bekannten Befund anknüpfen, dass abweichendes oder dissoziales Verhalten im Jugendalter die Wahrscheinlichkeit für abweichendes oder dissoziales Verhalten im Erwachsenenalter erhöht. Das könnte für das Schulschwänzen ebenfalls zutreffen, wie Befunde aus Längsschnittstudien zeigen 8 . Eine der wenigen deutschen Studien über 1
doi:10.5771/0034-1312-2012-1-35 fatcat:6qhdnkw6gva2tlhs74cgsvstde