Raumplanung im Umgang mit Naturgefahren - Baulandwidmungen und Bautätigkeiten im Zusammenhang mit technischen Schutzmaßnahmen im Bundesland Tirol

Barbara Steinbrunner, Arthur Kanonier
2019
Naturgefahren haben seit jeher den menschlichen Siedlungsraum bedroht und sie werden nie vollständig kontrollierbar sein. Mit der steigenden Bevölkerungszahl, dem wirtschaftlichen Streben und den geweckten Begehrlichkeiten in den alpinen Regionen fand auch eine verstärkte Siedlungsentwicklung in exponierten Bereichen Einzug. Daraus folgte ein Anstieg von Schadenspotenzial und das Personenrisiko. Nach den zahlreichen Katastrophenereignissen in den letzten Jahrzehnten wurden immer mehr technische
more » ... Maßnahmen zur Sicherung des menschlichen Lebensraumes umgesetzt. Aufgrund des vielfach vorhanden Vertrauens in diese Bauwerke werden die Gefahrenzonen häufig erheblich reduziert und neue Bautätigkeiten im Wirkungsbereich zugelassen. Da jedoch alle technischen Schutzbauwerke Grenzen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit haben, muss ein Umdenken stattfinden und ein Paradigmenwechsel hin zur Risikoprävention erfolgen. Dabei kommt der Raumplanung als Vorsorgeinstrument eine bedeutende Rolle zu. Ziel dieser Arbeit ist, die aktuellen Probleme und Herausforderungen der Raumplanung im Umgang mit Naturgefahren zu erfassen, um anschließend fachliche Empfehlungen für eine risikoangepasste Raumnutzung abzugeben. Als die größte Herausforderungen weisen sich dabei die Rücknahme der Gefahrenzonen, das "Vollkasko-Denken" in der Gesellschaft und die vermeintliche Sicherheit im Wirkungsbereich von Schutzmaßnahmen. Hinsichtlich des Spannungsfeldes zwischen begrenztem sicheren Siedlungsraum und hohem Nutzungsdruck vor allem in den alpin geprägten Regionen Österreichs sind Baulandwidmungen und Bautätigkeiten im Zusammenhang mit technischen Schutzmaßnahmen auf eine risikoorientierte überörtliche Raumplanung abzustimmen. Zwar müssen den Gemeinden Siedlungsentwicklungen ermöglicht werden, jedoch sollte dies unter Abwägung des Risikopotenziales erfolgen. Dabei steht eine sensible Raumnutzung und die Anpassung des Siedlungsraumes an die potenziellen Gefährdungen im Vordergrund. Als Anpassungsstrategie würde sich, unter Berücksichtigung der Vulnerabilität, [...]
doi:10.34726/hss.2019.56624 fatcat:xld5bbqslraizhmfuegngeefra