Teuflische Synergie [chapter]

2020 Der Teufel und seine poietische Macht in literarischen Texten vom Mittelalter zur Moderne  
Das Faustbuch (1587) zwischen Determinismus und Willensfreiheit Die Historia von D. Johann Faustenauch 'Faustbuch' genannt, 1587 anonym erschienen und als Ursprung der Fausttradition angesehenerzählt von dem Leben der Titelfigur, eines Magiers des turbulenten sechzehnten Jahrhunderts, sowie von seinem Teufelsbündnis, seinen Abenteuern und seiner 'verdienten' Verdammung. 1 Die Teufelsfigur 'Mephostophiles' spielt hierbei ihrem ersten Auftritt in der Literaturlandschaftschon eine bedeutende
more » ... Dem Teufelsglauben dieser Zeit entsprechend wirkt der Teufel hier weder als schlichte Verkörperung eines abstrakten Prinzips des Bösen noch als Veräußerung des 'inneren' Faust, sondern als reale Gestalt, die handelt, redet und Faust am Ende tatsächlich körperlich zermalmt. Die Erzählung vom Teufelsbündler im Faustbuch scheint dabei anders zu funktionieren, als dies in seinen Prätexten, den mittelalterlichen Paktlegenden (z. B. von Theophilus oder Cyprianus), der Fall ist. Diese beruhen in ihrer Darstellung des Verhältnisses zwischen Mensch, Teufel und Gott überwiegend auf einer synergistischen Weltanschauung. Da kann der Mensch sich für das Böse oder für das Gute entscheiden. Selbst nachdem er mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und damit die Sünde der Zauberei begangen hat, verfügt er noch über die Möglichkeit, sich entweder durch Reue, durch ein geöffnetes geistiges Auge, mit dem er die göttliche Wahrheit besser sieht, oder durch eine erbauliche Erkenntnis zu bekehren. Doch wenn der Gesinnungswandel sowie die willentliche Entscheidung des Menschen gegen das Böse allein nicht genügen, benötigt der reuige Teufelsbündler zusätzlich den Beistand einer oder eines
doi:10.1515/9783110667189-007 fatcat:tativk6yjjb7jotytlddf6ienq