Verhaltungsweisen der Muße. Zu Arbeiten der Bildhauerin Annelie Kochs-Casteel (Baesweiler)

Karlheinz Goerres, Aachener Kunstblätter
2016
Es gibt Menschen, deren Wesen, ungeachtet ihres Äußeren, das zuweilen städtischer, gewandter, aufgeklärter scheint, im Bukolischen zuhause ist. Die Umwelt erlaubt ihnen das sonst Verborgene nur in Stunden des Alleinseins hervorzukehren, zu pflegen und somit eigentlich zu nähren. Ohne diese Nahrung würde es absterben wie ein Baum, dessen Wurzeln in Asphalt gebettet wurden. Das im besten Sinne Gemütvoll-Echte ihres Wesens zeitigt oft -im Falle eigener Ausdruckskunst -Gestalten und Dinge zutage,
more » ... e man in ihrer Welt belassen muß, wenn sie in unserem Bewußtsein ankommen wollen als berechtigter Ausdruck unserer Zeit neben anderem. Schätzen kann man sie, wenn man dem Spiel mit Form und Material weiten Raum eingesteht, der auch das hirtenhafte Schnitzen eines Holzes, das Kneten von Ton, das Gestalten eines Steines mit einbezieht. Der Geist findet hier noch Formen, die einer einfachen Sinnenhaftigkeit und einem Nahesein der Natur zu danken sind, soweit sie auch von der großen Problematik gegenwärtigen künstlerischen Bildens entfernt sein mögen. Man möchte sagen, daß hier das Rührende noch lebt, ein Maß an Unbekümmertheit sowohl des Künstlers wie seiner Gebilde, durchaus verkörpernd und beseelend in hergebrachter Betonung der Gegenständlichkeit, mithin von unverkennbar humaner Sinngebung. Frau E. M.-T., Steingußporträt
doi:10.11588/akb.1963.0.32564 fatcat:acbtppmjmvaqli3on5kxhh74ai