Leserbrief zu: Raffoul W, Berger MM. Verbrennungen: von der Verbrühung bis zum Elektrotrauma -Definitionen und Behandlung. Schweiz Med Forum 2006;6:243-51. Der Artikel gibt einen Überblick über die Behandlung von thermischen Verletzungen bei Erwachsenen und Kindern. Aus der Sicht des Kinderchirurgen und Kinderintensivmediziners sind jedoch noch einige Punkte anzumerken, die für den Leser sonst vielleicht unklar bleiben. Die Indikation zu einer Volumentherapie ist insbesondere bei kleinen

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... anders als beim Erwachsenen zu stellen. In dieser Altersgruppe, die sehr häufig von Verbrühungen/Verbrennungen betroffen ist, ist nach unserer Erfahrung die Indikation zur Volumensubstitution grosszügiger zu stellen, sicher nicht erst ab einem betroffenen Anteil von über 20% der Körperoberfläche (BSA). Eine zweitgradige Verbrennung von 15% BSA kann bei einem einjährigen Kind lebensbedrohlich sein und mit einer mittelschweren Verbrennungskrankheit einhergehen. Ohne spezifische Kenntnisse des Krankheitsverlaufs und dessen Therapie bei Kindern sind die Komplikationsraten bei solchen Verletzungen beträchtlich und psychische Nachwirkungen wahrscheinlich. Regionale Spitäler, die nicht über eine Kinderabteilung verfügen oder keine grosse Erfahrung in der Behandlung brandverletzter Kinder besitzen, können mit der Behandlung eines Kleinkindes mit einer betroffenen Fläche von 10-20% BSA, und sei diese auch nur zweitgradig verbrüht, schnell einmal überfordert sein. Daher ist in solchen Fällen eine Verlegung in ein Kinderzentrum mit entsprechender Erfahrung angezeigt, da die für ein Kleinkind adäquate Behandlung viel mehr umfasst als nur eine Wundbehandlung. Fälle von Kindern, die auch heute noch erst nach wochenlanger auswärtiger Behandlung schwerst traumatisiert in ein Zentrum überwiesen werden, belegen diese Aussage. In speziellen Situationen kann die Verlegung aus dem Kinderzentrum in ein Kinderverbrennungszentrum sinnvoll sein. In der Schweiz entstehen hierzu Kooperationen zwischen den grossen Kinderspitälern, zum Beispiel zwischen jenen in Bern und Zürich. Ist eine grössere Anzahl von Kindern von schwereren Verbrennungen betroffen, so wird die Grenze der optimalen Versorgbarkeit sehr schnell erreicht, Deutschland beispielsweise verfügt insgesamt über ungefähr 44 Verbrennungsbetten für Kinder (davon rund ein Drittel mit Beatmung), die Schweiz gerade einmal über drei derartig ausgewiesene spezielle Intensivbetten (zwei in Zürich, eines in Bern). Auch bei erwachsenen Patienten ist bereits ab einer Anzahl von deutlich weniger als 50 Personen mit schwereren Verbrennungen eine Behandlung aller Patienten in einem nahegelegenen Verbrennungszentrum nicht mehr garantiert. Die Bereitstellung einer entsprechenden Bettenzahl und des erforderlichen Personals für solche Ausnahmefälle ist in einem Land wie der Schweiz nicht möglich (2 Verbrennungszentren, 24 Verbrennungsbetten). Ein Blick auf die umliegenden Länder (Österreich: 7 Zentren, 18 Betten; Deutschland: 32 Zentren, 171 Betten; Frankreich: 16 Zentren, 185 Betten; Italien: 12 Zentren, 195 Betten) zeigt, dass bei Katastrophenszenarien international gedacht werden muss, anders kann eine adäquate Versorgung einer grösseren Zahl von Patienten mit schwereren Verbrennungen nicht gewährleistet werden. Ganz anders stellt sich die Situation natürlich bei einer grösseren Anzahl von Patienten mit lediglich leichten bis mittelschweren Verbrennungen dar; hier sind die vorhandenen Ressourcen im Inland sehr wohl ausreichend, denn auch in Nichtkatastrophenzeiten wird ein Grossteil der Patienten mit Verbrennungen ausserhalb der Verbrennungszentren adäquat versorgt. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb in den entsprechenden Kinderzentren, selbst wenn diese keine ausgewiesenen Verbrennungszentren sind, sehr wohl eine grosse Erfahrung bei der Behandlung von Kindern mit Verbrennungen vorhanden ist.