Kunst, Werk, Wahrheit [chapter]

T. Keiling
2011 Heideggers "Ursprung des Kunstwerks"  
Heid eg gers Wahrheitstheorie in Der Ursprung des Kunstwerkes Heid eg ger führt die Wahrheitsthematik am Ende des ersten Abschnitts von Der Ursprung des Kunstwerkes ein. In der Beschreibung des Gemäldes von Van Gogh findet sich zum ersten Mal jene axiomatische Definition, die mehrmals wiederkehrt: Die Kunst ist das "Sich-ins-Werk-Setzen der Wahrheit" (GA 5, 21; vgl. 25, 44, 59, 62, 63, 65, besonders 70). Heid eg ger geht, wenn er die ästhetische Wirkung des Gemäldes beschreibt, zur
more » ... von Kunst und Wahrheit über. Das Gemälde ist keine bloße Abbildung von Schuhen, sondern "Van Goghs Gemälde ist die Eröffnung dessen, was das Zeug, das Paar Bauernschuhe, in Wahrheit ist. Dieses Seiende tritt in die Unverborgenheit seines Seins heraus." (GA 5, 21) Was es heißt, dass "Seiendes" wie das Paar Schuhe in eine "Unverborgenheit" kommt, die die "Unverborgenheit" dieses Seienden in seinem Sein ist, wird erst am Ende des Textes ganz deutlich. Dann wird sich auch klären, wie genau Wahrheit hier als Unverborgenheit im Unterschied zum gängigen Wahrheitsbegriff der Übereinstimmung verstanden werden soll: Einer Auffassung von Wahrheit als Übereinstimmung, Adäquation oder Korrespondenz zufolge wäre ein Kunstwerk wie Van Goghs Gemälde etwas, das (wie ein Aussagesatz) wahr oder falsch sein könnte, weil es mit dem übereinstimmt, was der Fall ist. Das Bild würde, wenn es 'wahr' im Sinne der Übereinstimmung wäre, die Wirklichkeit so abbilden, wie ein wahrer Satz einen Sachverhalt richtig wiedergibt.
doi:10.5771/9783465141327-66 fatcat:p4wkjy4mpreohavcjrufnpg7lu