Zum Wechselverhältnis von Sprache und Emotionen Mazurkiewicz-Sokołowska, Jolanta / Sulikowska, Anna / Westphal, Werner Hrsg.: "Chancen und Perspektiven einer Emotionslinguistik." Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2016, 217 S
Marcelina Kalasznik
2018
Germanica Wratislaviensia
Das Interesse der Linguistik an Emotionen und dem Verhältnis zwischen Sprache und Emotionen ist in deutlicher Ausprägung seit der Umstrukturierung im Rahmen der Sprachwissenschaft zu beobachten, die gewöhnlich mit dem englischen Ausdruck 'emotional turn' 2 bezeichnet wird. Die 'emotionale Wende' ist ein Paradigmawechsel, der in der Sprachwissenschaft eine Abkehr von dem Strukturalismus zugunsten der kognitiven Linguistik bedeutet, in der u.a. das emotionale Potenzial der Sprache im Fokus der
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... schungen steht. In diesem Sinne kann das Interesse der Linguistik an der Erforschung von Emotionen im Zusammenhang mit der Sprache nicht mehr als marginal betrachtet werden; ganz im Gegenteil zieht das Thema so große Aufmerksamkeit, dass man heutzutage bereits von einer eigenständigen Subdisziplin der Linguistik sprechen kann, nämlich der sog. Emotionslinguistik 3 . Obwohl sich der Trend, bezeichnet als 'emotional turn', schon seit relativ langer Zeit abzeichnet, bildet die Emotionslinguistik bisher systematisch ein eher nicht ausreichend erforschtes Forschungsfeld. In die kurz umrissene Thematik reiht sich der neu erschienene Band Chancen und Perspektiven einer Emotionslinguistik von Jolanta Mazurkiewicz-Sokołowska, Anna Sulikowska und Werner Westphal ein, der 2016 im Kovač Verlag veröffentlicht wurde. Dem Vorwort zu der Publikation lässt sich entnehmen, dass "Mit den in dem vorliegenden Band präsentierten Aufsätzen beabsichtigt [ist -M. K.], einen Beitrag -wenngleich auch nur einen bescheidenen -zum wissenschaftlichen Diskurs zu leisten" (S. 8). Um die Aufgabe zu bewältigen, werden in dem Band zehn Beiträge zusammengebracht, die sowohl theoriebezogen als auch praxisorientiert sind sowie die äußerst komplexe und mehrdimensionale Relation zwischen Sprache und Emotionen am Beispiel von exemplarischen Forschungsfragen illustrieren. Im einleitenden Beitrag Embodied emotions: Trauer im Spannungsfeld von Sprache und Kognition setzt sich A. Ziem zum Ziel, Trauer als eine spezifische Emotion (vgl. S. 15) näher zu beschreiben, indem verschiedene Konzeptualisierungs-und Realisierungsformen dieser Emotion, d.h. Mimik, Körperreaktionen und Realisierung auf der sprachlichen Ebene thematisiert werden. Den Ausganspunkt für die genauere Auseinandersetzung mit Trauer bildet der Versuch, den Begriff Emotion zu charakterisieren und von den anderen in diesem Kontext oft verwendeten Termini wie Empfindung oder Affekt abzugrenzen. Die gründliche und kritische Beschäftigung mit den Fachtermini erlaubt theoretische Erkennt-
doi:10.19195/0435-5865.142.29
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