ZU HARTMANNS LIEDERN

H. PAUL
1876 Beiträge zur Geschichte der Deutschen Sprache und Literatur  
MSF. 205, 2. Die Umstellung mm trost ze fröiden ist eine stilistische Verschlechterung und metrisch nicht notwendig, vgl. 206, 10: ich han des reht daz min lip truric si. 205, 25 So meit si mich, vil rvol gelobe ich daz, me durch ir ere danne uf mlnen haz. gelobe ist conjectur Wackernagels für geloube. Aber letzteres ist untadelhaft und angemessen eingeschoben, da der dichter die gedanken seiner geliebten doch nur nach Vermutung aussprechen kann. Dagegen ist gelobe geradezu falsch. Denn geloben
more » ... bedeutet 'verheissen' und zu loben in der bedeutung 'loben' kann die partikel ge nur hinzutreten aus syntaktischen gründen (im infinitiv bei hülfsverben, in verneinten Sätzen, in allgemeinen relativsätzen, zur bezeichnung des plusquamperfectums und des futurums), von welchen hier keiner vorliegt. 207, 11 -208, 31. Die art, wie Haupt die in der Überlieferung sichtbar gestörte Ordnung der Strophen dieses liedes hergestellt hat, bedarf, glaube ich, einer correctur. Heinzel hat Haupt XV, 129 ff. eine rechtfertigung von Haupts anordnung gegeben. Ich stimme mit ihm darin überein, dass Strophe 208, 20 den schluss bilden, 208, 8 auf 207, 35 folgen muss. Aber ich kann nicht zugeben, dass 208, 20 an 208, 8 anknüpft. Z. 208, 20 soll nach Heinzel bezug nehmen auf z. 208, 13. Aber durch das dazwischen stehende wird ja doch der gedankenzusammenhaug unterbrochen. Dagegen knüpft unverkennbar 207, 23 Slt ich ir lönes muoz enbern an an 208, 19 si hete mir gelonet baz. Es ist ausserdein ganz unerträglich, dass der dichter 208, 3 wie etwas dem hörer unbekanntes mitteilt: si wil mir ungelonet län, wenn er schon vorher 207, 23 dies als bekannt voraussetzend gesagt hat: Sit ich ir lones muoz enbern. Brought to you by | University of Arizon Authenticated Download Date | 6/2/15 11:39 PM
doi:10.1515/bgsl.1876.2.1.172 fatcat:j4p5qjm4i5appobk7agiinqxmu